Indonesien

Km 25933 Indonesien, Dschungel Trekking in Bukit Lawang

Abends kommen wir nach unserem entspannten Aufenthalt am Lake Toba und dem Durchfahren einer langen Palmölplantage im dem kleinen Dörfchen Bukit Lawang, mitten im Dschungel Sumatras an. Es liegt direkt am Fluss Bahorok und markiert den Eingang zum großen Guning Leuser Nationalpark, einem der wenigen Rückzugsgebiete wilder Orang Utans. Nach einer etwas nervigen Unterkunftssuche haben wir dann doch noch was Schönes gefunden, vor allem mit einer neuen und guten Matratze und einem beeindruckenden Bad mit Natursteinwand.

Wir treffen uns mit Omano, einem der Trekking Anbieter und machen mit ihm unsere dreitägige Tour durch den Dschungel klar. Erst am übernächsten Tag werden wir in die grüne Hölle starten, so bleibt nachmittags noch Zeit mit den Jungs vom Kayakverleih den Fluss abzufahren. Es ist schon einige Jahre her, trotzdem bin ich ein bisschen stolz, dass meine erste Eskimorolle auf Anhieb gelingt und auch sonst noch so gut wie alles an Fahrtechnik vorhanden ist.

Zusammen mit den vier Jungs fahren wir sieben Kilometer des Flusses entlang der beeindruckenden Dschungellandschaft ab. Es macht mal wieder mega Spass in nem Kayak zu sitzen und sich von den Wassermassen durchspülen zu lassen. In der Mitte machen wir halt und die Jungs bauen sich erstmal einen Joint. Aber trotz Todesstrafe auf Drogendelikte scheinen zumindest in Bukit Lawang die meisten Jungs das recht easy zu nehmen. Vom Fluss aus sehen die grünen, urwaldbewachsenen Hügel jedenfalls schon sehr beeindruckend aus und die Vorfreude auf unsere Dschungeltour steigt.

Am nächsten Morgen geht’s dann los. Unser Guide „Rosi“ macht erstmal leider nicht den allersympathischsten Eindruck, aber wir folgen ihm brav in Richtung Wald. Am Anfang geht’s erstmal bergauf, vorbei an einer Kautschukplantage. So wie das Gummi aus der Rinde des Baums, rinnt uns bereits der Schweiß von der Stirn, denn es ist heiß und unheimlich dampfig. Während wir uns die Stufen langsam raufmühen, kommen uns zwei Typen im Laufschritt entgegen. Auf ihren Schultern wuchten sie einen stinkenden, koffergroßen Block Kautschuk aufgespießt auf einem langen Stock auf ihren Schultern den Berg runter. Kurze Zeit später passieren wir den Grenzstein zwischen Privatgrund und dem offiziellen, staatlich geschützten Dschungel. Freude herrscht, als wir bereits am Anfang unserer ersten Tagesetappe ein paar Gibbon Affen im Baum beim Spielen beobachten können.

Der Weg führt über Wurzeln und zwischen Lianen hindurch den steilen Hügel hinauf. Mein T-Shirt ist mittlerweile schweißnass, aber Nässe wird uns die nächsten drei Tage noch mehr als genug begleiten. Nach etwa einer Stunde gibt’s die erste Aufregung. Abseits vom Weg haben andere Guides ein paar Orang Utans ausgemacht. Wir kämpfen uns einen steilen Abhang hinunter und sehen zum ersten Mal die orangen Riesenaffen weit oben in den Bäumen. Es ist eine Mutter und ihr Baby, die in den Baumkronen herumklettern. Leider kommen wir nicht wirklich nah heran, aber es ist jedenfalls ein guter Anfang.

Ab hier werden wir den restlichen Trek gemeinsam mit Sophie und Sylvain, einem weltreisenden belgischen Pärchen verbringen. Die beiden sind uns auf Anhieb sympathisch, vor allem haben sie schon einige unserer weiteren Ziele bereist. Sie sind seit 20 Monaten unterwegs und werden ihre fast zweijährige Weltreise in drei Monaten beenden. Ratschend und keuchend kämpfen wir uns steile Hügel hinauf und auf der anderen Seite wieder runter. Mittags machen wir an einem idyllischen Fleck am Fluss eine verdiente Pause.

Unterwegs entdecken wir riesige Ameisen, über 12cm lange Tausendfüßler, wilde Bienen, eine Maulwurfsgrille, giftige Hundertfüßer, viele verschiedene Termitenhügel und einige Gottesanbeterinnen. Eine der stabförmigen grünen Viecher besucht uns beim Mittagessen und lässt sich in Ruhe fotografieren.

 

Auf dem sich durch den Dschungel schlängelnden Pfad weichen wir stacheligen Zweigen aus und bestaunen immer wieder die immens großen Baumriesen mit ihren ausladenden, brettartigen Wurzeln.

Gegen Nachmittag erreichen wir den Fluss. Da es in den letzten Tagen viel geregnet hat, ist der normale Weg nicht mehr passierbar und so müssen wir etwa eine Stunde lang im Flusslauf stomaufwärts laufen. Barfuß queren wir im teilweise knietiefen Wasser immer wieder auf die Gegenseite des Flußes. Auf diese Weise geht’s es mühsam Kurve um Kurve in Richtung Camp. Zu allem Überfluss bricht ein krachendes Gewitter über uns herein und es schüttet wie aus Eimern.

Die Szenerie ist auf der einen Seite irgendwie unheimlich, auf der anderen Seite auch wunderschön und beeindruckend. Die Regentropfen prasseln unaufhörlich auf unsere Köpfe, das Rauschen des Flußes wird nur noch durch das Gewitter übertönt. Es ist laut und anstrengend und wir sind bereits jetzt naß bis auf die Knochen. Während wir Spass haben, werden die Guides zunehmend nervöser, denn der kleine Fluss steigt schnell und wir kommen barfuß nur langsam voran.

Schließlich schaffen wir es erschöpft doch noch ins Lager. Der Koch, der vor uns ins Lager gewandert ist, hat glücklicherweise schon eine grosse Kanne Tee für uns vorbereitet. Aber anders als wir es erwartet hatten, sieht das Lager nicht besonders einladend aus. Alles ist patschnass, lediglich eine Plane ist über ein paar Isomatten gespannt. Der Starke Regen versprüht auch unter die Plane eine Gischt, die selbst auf die trockenen Stellen einen nassen Film legt. Wie wir hier in der Nacht auch nur ein Auge zubringen sollen, ist uns schleierhaft. Und das allerbeste ist, dass unser kiffender Tourtyp Omano vergessen hat, dem Träger unsere trockenen Klamotten mitzugeben. So stehen wir nun also da, nass bis auf die Knochen und hoffen, dass sie noch jemanden mit unserem Zeug schicken.

Am Ende wird’s doch noch gemütlich, denn unsere Guides haben zu unserer Überraschung jeweis ein Iglozelt für uns. Und obwohl wir schon nicht mehr daran geglaubt haben, kommen unsere trockenen Klamotten tatsächlich noch rechtzeitig vor der Dunkelheit an.

Der Koch macht uns ein leckeres Abendessen und nachdem wir Sophie und ihren Freund stundenlang über Südamerika ausgefragt haben, schlafen wir bei prasselndem Regen im Zelt ein. Der Fluss ist mittlerweile tatsächlich stark angestiegen und schon fast ein reißender Bach. Wir hoffen, hier überhaupt am nächsten Tag wieder wegzukommen. Trotz der unfassbar schlechten Matte und dem lauten Regen bekommen wir ein paar Stunden Schlaf. Nach dem Zusammenpacken geht’s am nächsten Tag zuerst rein in die nassen Klamotten vom Vortag und anschließend tiefer in den Dschungel.

Leider sehen wir den ganzen Tag keine Orang Utans und wie am Vortag fängt es nachmittags erneut heftig an zu regnen. Da sich die Affen dann ohnehin in ihren Nestern in den Baumkronen verstecken, bringt es auch nicht viel, nach ihnen zu suchen. Im Eiltempo geht’s unter sturzbachartigen Regenfällen einen steilen Abhang hinunter. Sylvain bleibt stehen und zeigt auf seinen Arm, ihn hat wohl eben eine der wilden Bienen gestochen. Im nächsten Moment durchzuckt auch mich ein fieser Schmerz, denn eine der Mistviecher hat mich mitten auf meine Nase gestochen.

Hinter mir höre ich nur noch Simon, den zweiten Guide, rufen: „Move! Mooooove!!!“ und wir rennen den Abhang hinunter. Wir haben wohl unwissentlich Bienenterritorium betreten und sie verteidigen dies nun wehement. Simon wurde ebenfalls zwei Mal gestochen und ich bin sehr froh, dass Jasmin mit ihrer Bienenallergie verschont geblieben ist. Unten angekommen müssen wir erneut in den Flusslauf, um das Camp zu erreichen. Da es heute nochmal stärker regnet als am Vortag, steigt der Pegel schnell und der Fluss ist an einigen Stellen nur noch zu überqueren, in dem die Guides eine Liane spannen, an der wir uns festhalten können. Also an Action mangelt es jedenfalls auf unserem Dschungelausflug nicht…

Das zweite Camp liegt wieder wunderschön direkt am Fluss und ist etwas besser gegen den Regen geschützt. Aber ohne Regen wäre es sicher etwas chilliger an dem Ort, dennoch ist die Stimmung mitten im Urwald einfach einmalig. Nur unser Guide Rosi geht uns langsam auf den Zeiger. Denn er macht dermaßen einen auf Boss, hilft weder beim Zusammenpacken noch beim Aufbau, lässt die anderen die ganze Arbeit machen während er nur rumsitzt und eine nach der anderen raucht und dabei meint er noch, lustig zu sein.. Wir versuchen uns eher an den andern Guide Simon zu halten, denn er ist genau das Gegenteil: nett, lustig und super sympathisch. Abends machen wir uns noch mit Stirnlampen bewaffnet auf Insektensuche und finden neben ein paar Kleineren an einem der Bäume eine handtellergrosse Spinne..

Der dritte Tag soll dann aber unser Glückstag werden, denn heute ist Orang Utan Tag! Trotz meiner vom Bienenstich verschwollenen Augen, packen wir unser Zeug zusammen, frühstücken und weiter geht’s mit unserer Suche nach den orangenen Riesenaffen.

Wir kämpfen uns erneut die supersteilen, wurzeligen Hügel rauf. Oben geht’s einen Grat entlang, als Rosi dann doch noch ein paar Guide Qualitäten zeigt. Denn er entdeckt weiter entfernt einen Orang Utan. Er schickt bossmässig Simon zum Auskundschaften den Abhang hinunter, um sicherzugehen, dass er richtig lag.
Tatsächlich zeigt sich in einem der Baumriesen ein ausgewachsener Orang Utan und kurze Zeit später auch noch das Weibchen und ihr Baby. Eine ganze Orang Utan Familie! Und es ist ein absoluter Volltreffer, denn nach einiger Zeit des Beobachtens hat vor allem das Baby auch Interesse an uns gefunden und klettert vorsichtig in unsere Richtung.

Ihm folgend, kommen auch die beiden Elternteile nach. Die Guides pfeifen uns zurück, denn Urang Utans können auch schnell aggressiv werden, wenn man Ihnen und vor allem Ihrem Nachwuchs zu Nahe kommt. Also klettern wir den Abhang rauf wieder zurück zu unseren Rucksäcken, in der Hoffnung, dass sie uns noch ein paar Meter folgen. Und was dann kommt übertrifft unsere Erwartungen bei Weitem.

Denn das Baby klettert in den dünnen Bäumen bis auf ca. 4m an uns heran und schwingt sich zwischen den Astwipfeln hin und her, bricht sich die Äste ab und lässt sich die Termiten direkt vor unseren Augen schmecken. Es scheint, als ob es uns zeigen will, was es schon Tolles kann. So nah kommen laut unseren Guides wohl nur wenige Waldbesucher den Königen des Dschungels.

Für uns gibt es nun sogar noch eine Showeinlage der besonderen Art. Das Männchen fängt nämlich an, Holzfäller zu spielen. Es holt mehrfach Anlauf und schwingt sich immer wieder auf seinem biegsamen, dünnen Bäumchen von links nach rechts, bis er einen der toten, morschen Bäume erreicht. Am Anfang versucht er nur mit der Hand den morschen Baum zu fällen, aber nachdem das nicht gelingt, greift er zu einer anderen Taktik. Mit den Füssen packt er sich den morschen Baum und mit den Händen hängt er parallel zum Boden an seinem dünnen Bäumchen. Mit voller Kraft, energischem Ziehen und Rütteln fällt er schließlich den morschen Baum, der mit einem lauten Knall schließlich abbricht und umfällt. Das Baby katapultiert es fast vom Baumwipfel, es kann sich aber gerade noch am nächsten Bäumchen festhalten. Ich hab das ganze Schauspiel glücklicherweise auf Video festgehalten. Jedenfalls war es super aufregend und toll, die Family in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.

Nach einem anstrengenden und steilen Abstieg kommen wir am Fluß an, der uns wieder zurück ins Dorf bringen wird. Das Warten auf die Jungs mit den LKW Schläuchen, die später zu einem Floss zusammengebunden werden, können wir damit verbringen, ein weiteres Waldtier zu beobachten. Denn ein ein ausgewachsener Varan macht sich direkt vor uns über ein paar Essensreste am Ufer her. Sicher eine halbe Stunde können wir ihn so beobachten wie er sich grazil und langsam in Richtung Fluss bewegt und schließlich flussabwärts davonschwimmt.

Auf unserem selbstgebauten Floss fahren wir dann zurück ins Dorf..

In den nächsten zwei Tagen scheint dann glücklicherweise die Sonne. Unsere Sachen müssen nach drei Tagen Dauernässe dringend trocknen, denn so langsam fängt alles an zu müffeln. Ich nutze das schöne Wetter und geh ein weiteres Mal Kayak fahren, was bei dem höheren Wasserstand nochmal mehr Action verspricht als beim ersten Mal.

Bei nem Spaziergang am vorletzten Tag haben wir nochmal das Glück und können eine große Gruppe aus ca. 20 Makaken auf der anderen Flussseite eine ganze Stunde lang beobachten. Fast alle Weibchen haben ein Baby auf dem Arm und der Obermakake hat seine Truppe gut im Griff. Hin und wieder packt er sich eins der wenigen Weibchen ohne Kind her, rauft mit den Heranwachsenden oder setzt sich majestätisch auf einen Baumstamm. Die Gruppe folgt ihm immer brav sobald er sich in eine Richtung bewegt. Den letzten abends verbringen wir mit nem großen Bintang Bier bei einem leckeren Kürbis-Kokos-Curry bei den netten, Gitarre spielenden Jungs unten am Eck und behalten Bukit Lawang als tolles Erlebnis in unserer Erinnerung. Next Stop: Bali

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