Mongolei

km 15290 Möngi Rundtour Part 5: Byebye Mongolei am Egii See, Vulkan & Hustai NP

Nach drei Tagen am Canyon geht es in letzten Tage unseres Rundtrips. Statt dem eigentlichen Plan bis zum Khuvsgul See zu fahren, verbringen wir die folgende Nacht am kleinen Egii See, der bereits auf dem Weg zurück nach Ulan Bator liegt. Das Camp ist super, mit nem richtigen Restaurant und ausnahmsweise gibt es zum Abendessen kein Hammelfleisch, sondern echtes Rindsfleisch..

Der Angelerfolg im Chuluut Canyon hat mich so angespornt, dass ich mir gegen abend beim Barkeeper eine Angel ausleihe.

Am See angekommen wird klar, dass man erstmal einige Meter mit hochgekrempelten Hosen in den See laufen muss, denn der See fällt extrem flach ab.. Beim Auswerfen der tollen Mongolenangel muss ich feststellen, dass die Penner vielleicht gerade mal 8m Schnur auf die Spule gewickelt haben. Und das reicht nunmal nie im Leben, um ordentlich mit einem Blinker angeln zu können. Während der wenigen sinnlosen Versuche, damit einen Fisch zu fangen, überrascht uns ein Gewitter und bricht mit Blitz und Donner über uns herein. Rennend erreichen wir unsere Jurte, aber wir sind bereits bis auf die Socken nass. Aber nach dem Umziehen wirds am warmen Ofen doch schnell gemütlich.. Nach einer halben Stunde klart es auf und es präsentiert sich uns noch ein hammer Sonnenuntergang und ne super Wolkenshow über dem See:



In den nächsten Tagen fahren wir zu einem weiteren Vulkan, der in seiner Mitte einen kleinen Vulkansee-Tümpel hat. Nach dem Aufstieg über einen steilen Single-Trail, bietet sich uns wieder mal ein unglaublicher Ausblick über die weite Grassteppe.


Die Stimmung im Auto ist nach ihrer Entschuldigung für das Theater vom Chuluut Canyon glücklicherweise wieder einigermassen gut. Vor allem ist nun klar, wie die letzten Tage verlaufen werden und das erspart uns weitere Diskussionen. Wenn das nicht mal ein Grund für einen Luftsprung ist 🙂

Die Fahrerei ist in den letzten Tagen auch entspannter, die meiste Zeit geht es über Teerstrassen wieder zurück in Richtung Ulan Bator. Eine weitere Nacht bleiben wir am Amarbayasgalant Kloster mit seinen schönen chinesisch-mongolischen Bauwerken und dem grossen, goldenen Buddha am Ende der langen Treppe. Jasmin freundet sich gleich mit den drei zutraulichen Hunden des Klosters an, und so begleiten uns die drei den ganzen Tag lang. Trotz der langen Zeit, die wir schon in der Mongolei sind, bleibt eine demütige Bewunderung für die Schönheit der Natur.


Der finale Abschnitt unserer Rundreise sind weitere zwei Nächte im Hustai Nationalpark. Den Tag verbringen wir mit einer Nacktwanderung in den Hügeln und geniessen die Ruhe, denn hier draussen gibt es weit und breit keine Menschen. Das letzte Mal werfen wir einen langen, bewundernden Blick in die Mongolische Graslandschaft und freuen uns aber mittlerweile auch, dass wir bald wieder auf uns gestellt sein werden. Mit einem tiefroten Sonnenuntergang verabschiedet sich die Natur gebührend von uns…



Die letzten beiden Nächte sind wir in Ulan Bator, zurück bei Esee unserer mongolischen Gastmutti, bei der unsere Mongolei Reise begann. Wir werden von ihr wieder herzlich aufgenommen und sind zurück in unserem alten Zimmer. In den zwei Tagen haben wir noch genügend Zeit, in der Stadt das Paket mit dem überflüssigen Gepäck nach Hause zu schicken und nach fast 3 Wochen Staub und Wüste, endlich mal wieder unsere Klamotten mit einer Waschmaschine waschen zu können.

Was nehmen wir also mit aus der Mongolei?

  • Also erstens, im Gegensatz zu den Warnungen, die man überall liest – man kann definitiv mit dem eigenen Auto unterwegs sein. Vorausgesetzt man hat ein Auto mit Allradantrieb, am besten zwei Ersatzreifen, Offroad Fahrskills und ein GPS. Auf diese Weise findet man easy die Jurtencamps in der Nähe der Sehenswürdigkeiten (die meisten sind in den Openstreetmap Karten verzeichnet)
  • Die mongolische Küche ist ziemlich einseitig, daher sollte man keine grossen Ansprüche haben, wenn man nicht selbst kochen will. Frisches Obst und Gemüse bekommt man nur spärlich und dann meist nur in den grösseren Orten oder den wenigen Städten. Also gut damit eindecken und selber kochen ist immer noch das Beste, wenn man sich nicht dauernd von fettigem Hammelfleisch oder vergorenen Milchprodukten ernähren will
  • Die Mongolen sind interessant und komisch zugleich. Es sind immer wieder Missverständnisse aufgetreten und wir haben uns öfter gefragt, warum sie uns nicht fragen oder informieren, sie „machen halt einfach“. Das Müllproblem und die Abholzung der spärlichen Wälder ist offensichtlich hausgemacht und man kann nur auf ein baldiges Umdenken hoffen. Das lustigste ist ihr ganz anderes Verständnis von Privatsphäre. Immer wieder mal wurde unsere Jurtentür einfach aufgerissen, wie selbstverständlich mal blöd reingeguckt und ohne einen Ton zu sagen, wieder verschlossen.
    Auf der anderen Seite sind sie sehr bewundernswert, denn sie haben nach wie vor ihr traditionelles Leben mit ihren bunten Gewändern, ihren Sitten und Gebräuchen und ihrer einfachen Lebensweise bewahren können. Sie sind vor allem aber auch eins: knallhart im Nehmen.
  • In der Mongolei darf nicht zimperlich sein. Tagsüber ist es teilweise sehr heiss, Nachts aber dennoch manchmal arschkalt. Man muss öfter ohne einen Baum oder Strauch in der Natur seiner Notdurft nachgehen, ansonsten sind die Plumpsklos meist so, dass man doch lieber in die Steppe hinausläuft. Duschen sind oft Mangelware und man muss öfter mal mehrere Tage ohne auskommen. Und schliesslich sind die Betten in den Jurten meistens bockhart, in Kombination mit den teilweise brutalen „Strassen“ kann das manchem empfindlichen Rücken ordentlich zusetzen
  • Jasmin würde vor allem gerne alle toten Skelette mit nach Hause nehmen, die überall verteilt in Steppen, Wiesen und Wüstenwäldern einfach so herumliegen, als würden sie nur darauf warten, von ihr in ihre Sammlung aufgenommen zu werden
  • Für uns gilt ab jetzt allerdings mehr denn je – langsam und auf eigene Faust reisen ist Trumpf und der Weg ist das Ziel! Auf dieser Reise durch das Land sind wir immer wieder mal an unsere Grenzen gekommen und wir beide haben dabei einige neue Erkenntnisse über sich selbst sammeln können

Vor allem nehmen wir die unglaublichen Eindrücke dieses besonderen Landes mit nach Hause. Denn neben den interessanten Menschen ist vor allem die Natur ist so spektakulär, einzigartig, vielseitig, grossartig und vor allem atemberaubend schön, dass es für jeden Naturliebhaber schon fast ein Muss ist, dieses Land mit seinen eigenen Augen zu sehen. Dabei kennt es noch so wenig Regeln, dass man hier noch wirkliche Freiheit erleben kann. Ob man mit dem Jeep querfeldein durch die Steppe fahren will, überall wild angeln oder campen möchte – es ist einfach so vieles unreglementiert, dass es für uns gesetztestreue Europäer eine reine Freude ist.

Mit einem lachenden und einem weinenenden Auge geht’s nun auf zu neuen Ufern, unsere 3 Tage in Peking stehen vor der Tür.

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