Beijing
China

km 16457 Kurztrip in Peking

Am Flughafen in Ulan Bator machen uns die Mongolen noch ein kleines Abschiedsgeschenk. Unsere Namen werden laut über die Lautsprecher am  Flughafen ausgerufen. Auf die erste Nachfrage beim Schalter hat aber natürlich keiner eine Ahnung. Erste eine halbe Stunde später, als wir erneut ausgerufen werden, folgt dem Aufruf eine sichtlich nervöse Flughafentante. Ich gebe mich zu erkennen und sie faselt etwas von „Luggage check“. Ich folge ihr die Gänge herunter bis zum Gepäcktypen, der – oh wie schlimm – ein paar Feuerzeuge in Jasmins Koffer entdeckt hat. Na Danke, liebe super Security Mongolen, das ist ja natürlich die selbstgebastelte mit Fernzünder ausgestattete flugzeugzerberstende Multifeuerzeug-Bombe. Nachdem der Koffer noch 3x durch die Schleuse gejagt wurde, hat er vermeintlich das letzte Feuerzeug gefunden und macht endlich seinen verdammten Security-Check Aufkleber auf den Koffer. Lustigerweise finden wir dann später in Indien doch noch eins in der Seitentasche. Das hat sich ja gelohnt – Danke für den Act ihr Möngis!

Nach dem Theater geht’s nun endlich los und wir landen nach einigen Stunden in der Millionenmetropole Beijing. Uns ist klar, dass man in den visafreien 72h sicher nur an der Oberfläche dieser Megastadt kratzen kann, aber mehr machen wir uns auch gar nicht zum Ziel.

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Wir haben ohnehin nicht vor, die Top10 irgendeines Reiseführers abzuklappern, sondern wollen lieber gut essen und ein wenig ins Leben der Stadt eintauchen. Schon vom Flugzeug aus haben wir uns über diesen „Nebel“ gewundert, aber als wir aus dem Flughafen kommen, wird klar – das ist tatsächlich der berühmte Smog, der wie ein Schleier über der Stadt liegt. Obwohl es eigentlich ein Sonnentag ist, erkennt man die Sonne nur als ein kreisrunder, heller Fleck hinter diesem Vorhang aus Feinstaub, Auto- und Industrieabgasen. Man traut sich bei dem Anblick kaum, tief einzuatmen – kaum vorzustellen mit dieser Luft aufzuwachsen oder einfach nur hier zu leben. Man riecht zwar nicht direkt was davon, aber das Gefühl bleibt, dass jeder Atemzug die Lebensdauer verkürzt.


Die Fahrt mit dem Taxi Richtung Innenstadt kommt uns erstmal vor, als ob man durch eine Stadt der Zukunft fährt, jedenfalls sind die zahllosen Hochhäuser der vielen Schickimicki Hotels, Bankzentralen und Bürokomplexen architektonisch wohl einmalig auf der Welt. Von runden, eierförmigen über hydroformen bis hin zu eckigen, der Physik widersprechenden riesigen Konstruktionen lassen einen aus dem Staunen kaum herauskommen. Kommunistische Regime scheinen einfach tierisch auf monumentale Bauten abzufahren… Der Verkehr ist überasschend geordnet und im Gegensatz zur Mongolei oder zu Russland extrem gesittet. Kaum jemand hupt und drängelt im Stau Richtung Innenstadt, die roten Ampeln werden beachtet und Geschwindigkeitsbegrenzungen penibel eingehalten. Es kommt uns immer mehr so vor, als ob der Strassenverkehr ein erstaunlich guter Spiegel der Gesellschaft ist.

(Quelle: Internet )

Unser 4*-Hotel für knapp 50€ die Nacht ist jedenfalls sein Geld wert. Endlich wieder ein richtig geiles, grosses und vor allem super bequemes Bett. Nach den harten Wochen der Mongolei haben wir das einfach mal wieder gebraucht.. Dort bekommen wir sogar unser erstes kostenloses Honeymoon Upgrade. Von unserem Zimmer im 8ten Stock sieht man auf den Vorplatz des Hauptbahnhofs. Wie auf einem Ameisenhaufen laufen die Massen rund um die Uhr auf- und ab, oder stehen brav in langen Schlangen interessanterweise vor dem Eingang des Bahnhofs oder auch in einer 50m langen Schlange an der überdachten Taxizentrale. Nachts machen sich die Leute wie Obdachlose scharenweise am Boden des Vorplatzes „gemütlich“, um wohl auf den morgendlichen Zug zu warten. Von hier oben bekommt jedenfalls einen ersten Eindruck dieses Milliardenvolks. Abends schlendern wir nochmal raus aus dem klimatisierten Hotel, rein in diese heisse, stickige Grossstadt. Das feuchtheisse Klima treibt einem sofort die ersten Schweissperlen auf die Stirn und es fällt irgendwie schwer, diese Luft tief in die Lungen zu ziehen.

Die Vorbereitungszeit war ja nun sehr knapp, also fahren wir eher wahllos zur Quianmen Street, einer bekannten Fussgängerzone mit vielen Geschäften und Restaurants südlich der verbotenen Stadt. Hier finden wir allerdings eher per Zufall einen tollen Startpunkt, um in das puliserende Leben Pekings einzutauchen. Es ist laut, heiss und ein kochender Schmelztiegel des Konsums und der Geschäftigkeit der Chinesen. In den engen Nebengassen werden uns gegrillte Hühnerembryos am Spiess, Hahnenkrallen oder frittierte Entenköpfe angeboten. In den vielen Süssigkeitenläden reiht sich ein Haufen bunter Bonbons an den anderen.


Aus den Garküchen entweichen leckere aber auch fremde, orientalische süss-scharfe Gerüche. Aus den vielen öffentlichen Toiletten im Gegenzug dazu ein fieser, scharfer Uringeruch. Insgesamt ist es allerdings viel sauberer als wir es erwartet hätten, kaum eine Zigarettenkippe liegt auf dem Boden und es scheint als wäre es verpöhnt, seinen Müll einfach irgendwo in eine Ecke zu werfen.
Am nächsten Tag wache ich auf und fühle mich schwach, mir ist kalt, mein Körper heiß und ich hab Fieber, juhu. Da ich sonst keine weiteren Symptome hab, kommt es wohl nicht vom Essen, vielleicht eher von der Klimaanlage im Taxi. Jedenfalls ist bereits der Gang zur Toilette zu anstrengend, so dass ich kaum raus in die Hitze und Schwüle der Stadt will. So bevorzuge ich es, den Tag im Bett, pendelnd zwischen Schlafen und Serien gucken zu verbringen. Wiedermal bin ich heilfroh um unsere Hotelwahl, denn ich hätte wenig Lust, in dem Zustand in einem 8-Bett Zimmer eines Hostels zu verbringen.
Jasmin macht sich nachmittags auf den Weg in die Stadt, in einen der riesigen Konsumtempel. Das Shopping Center ist einfach nur bombastisch gross, ca. 1km lang mit so vielen Geschäften, dass man wohl mehrere Tage bräuchte, um sich alle anzusehen. Zwischen billigen T-Shirts findet man aber dennoch viele ganz normale Preise wie bei uns. Man merkt hier jedenfalls, dass der konsumorientierte Kurs der Partei ganz gut aufgeht. Abends probiert Jasmin noch neben ein paar anderen nicht so wohlschmeckenden Dingen eine der widerlichen, glitschigen Hahnenkrallen aus dem Supermarkt – aber der Geschmack ist wie erwartet eher zum abgewöhnen.


Am dritten Tag sieht es erst so aus, als ob wir aufgrund des strömenden Regens wieder nicht viel von der Stadt zu sehen bekommen. Aber wir müssen ohnehin erstmal packen, da spät abends der Flieger nach Indien geht. Ich bin froh, dass es mir  wieder besser geht und – da es so langsam aufhört zu regnen – wir wenigstens nachmittags noch etwas unternehmen können. Mit dem Tuktuk düsen wir zum 北海公园(Beihai)-Park, nördlich der verbotenen Stadt. Der Regen hat uns glücklicherweise den gesamten Smog aus dem sonst so trüben Himmel gewaschen und wir atmen relativ kühle und vor allem klare Luft. Der Smog Index ist auf den Wert 28 gefallen („good“) und wir genießen den Nachmittag in dem schönen Park mit vielen grossen rosaroten Seerosen.


Von dem in der mitte liegenden Hügel mit seinen alten Steintreppen und kleinen chinesischen Tempeln hat man einen fantastischen Ausblick über die nun smogfreie Stadt.

Der Abend wird dann allerdings noch das Highlight unseres Peking Trips. Jasmin hat das beste Pekinger Pekingentenrestaurant herausgefunden. Nach etwas Sucherei finden wir das Dadong Roasted Duck im 5ten Stock eines ziemlich edlen Einkaufszentrums. Erst gegen kurz vor 10 schaffen wir es gerade noch rechtzeitig, in dem edlen Schuppen anzukommen, denn die meisten Restaurants machen um die Zeit langsam dicht. In der Mitte des ersten Gastraums werden wir direkt neben der nach allen Seiten offenen Entenbraterei platziert.


Die Erhöhung hat auf jeder der 4 Seiten einen offenen Kamin, in dem die Hauptspeise des Restaurants – geröstete Ente – von mehreren Köchen über offenem Feuer zur Perfektion hin gegart wird. Um die Erhöhung herum, ziehen in einem Wassergraben hunderte kleine und große Goldfische ihre Kreise.. Das Ganze Ambiente ist jedenfalls sehr exklusiv. Eine Reihe weiterer Köstlichkeiten, über Shrimps mit Erdnuss-Chilisauce, Lachs in geräucherter Avokadohülle oder Radieschen in einer pikant-süßen Chinasauce ziert neben der delikaten Ente kurze Zeit später unseren Tisch.

Man erklärt uns noch, wie man die Ente zusammen mit etwas Gurke, Melone oder Kohl, der dunklen Bratensauce und etwas Knoblauch in eine der dünnen handtellergrossen Teigfladen einrollt, um sie auf chinesische Art ähnlich wie einen mexikanischen Fachita zu verspeisen. Es war jedenfalls eins der luxuriösesten und besten Essen ever und Jasmins‘ Ziel, in Peking gut zu essen, wurde weit übertroffen.
Pappsatt und mit einem Lächeln auf den Lippen machen wir uns auf zum Flughafen, um die Völlerei durch unsere Ayurveda Kur in Indien wieder wett zu machen.

3 Kommentare

  • Lissy

    Also ich finds wahnsinn wieviel zeit ihr nebenbei für diese einträge hier investiert . Toll ! Hb wieder bissl jelesen.mutige jasmin die krähenfüsse da zu futtern ,bähhhh respeeekt . 🙂 und nico du solltest schriftsteller werden 😉 freu mich aufs nächste lesen uknuuuutsch euch haaaaart :*

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