Indonesien

Km 28418 Indonesien, Bali

Ursprünglich standen nach Sumatra die Fidschi Inseln als unsere nächste Destination auf dem Plan. Dort wollten wir uns mit Melli und Engel treffen, die sich ja ebenfalls bereits seit August in der Welt herumtreiben. Ihre bisherige Tour ging zuerst in die USA, dann über einen kurzen Hochzeitsabstecher nach Hawaii (juhu und Glückwunsch!!) und während wir in Indonesien sind, befahren sie den Nordosten Australiens.

Aber nachdem Jasmin und ich uns nach einem schönen Haus oder Appartment für uns vier umgesehen haben, hat sich aufgrund der hohen Preise Fidschis erstmal eine leichte Ernüchterung eingestellt. Denn nicht nur die Unterkünfte fangen erst so bei über 100€ pro Nacht an, auch die Lebenshaltungskosten sind eher auf Deutschland/Schweiz Niveau. Und da wir ohnehin erstmal nur einen schönen Ort suchen, an dem wir eine Woche lang genug Zeit für Erzählungen, Fotosessions oder einfach mal Zeit für uns vier haben, kommt es auf den Ort nicht so sehr an.

Nachdem wir uns bereits seit über drei Wochen in Indonesien aufhalten und wir uns für Land und Leute begeistern können und es zudem nochmal etwas günstiger als Indien ist, machen wir uns auf die Suche nach einer Alternative.. Schnell haben wir auf Bali eine Traumunterkunft gefunden, die perfekt zwischen Sumatra und Australien liegt. Hier gibt es Villen wie Sand am Meer und über AirBNB finden wir, was wir gesucht haben. Eine Villa im balinesischen Baustil mit Pool, zwei schönen Schlafzimmern und aussen liegender, offener  Küche mit Wohnzimmer und Essbereich. Bäm, Volltreffer. Und da wir ohnehin uns noch bei Melli und Engel für ihre tolle Unterstützung für unsere Hochzeit bedanken wollen, ist die Unterkunft für eine Woche ein perfektes Geschenk für die beiden.

AirBNB macht uns noch ein 100$ Geschenk, als wir dieselbe Villa, mit identischen Fotos noch von einem anderen Typen finden und das an den Support wenden. Damit wird unser Domizil noch etwas bezahlbarer und wir freuen uns, den ahnungslosen frisch Verheirateten ihre Honeymoon Suite der nächsten Woche vorzubereiten. Bereits zwei Tage vorher fliegen wir also von Medan über Jakarta nach Bali. Es bleibt noch Zeit, in einem der großen Shopping Center nach ner Badehose zu suchen. Bisher bin ich auch gut ohne ausgekommen, aber da ab jetzt die Surfsaison startet, wird’s doch langsam mal Zeit dafür.


Wir kaufen Früchte, Blumen und den Kühlschrank voll und bereiten das Haus für Ihre Ankunft vor. Am Samstag kommen dann endlich Melli und Engel nach langer Warterei beim Immigrationsschalter am Flughafen an. Der Transfertyp musste deswegen zwei Stunden am Flughafen warten, was uns aber etwas mehr Zeit verschafft hat, alles fertig vorzubereiten. Als sie dann endlich am späten Nachmittag eintreffen, fallen wir uns sehnsüchtig in die Arme…

Mit dem Welcome Drink in der Hand, präsentieren wir ihnen den Jasco Travels Reisevorschlag für unsere anstehende Reise durch Java. Die gelungene Überraschung zaubert ihnen ein dickes Lächeln auf ihre Lippen und wir sind froh, dass obwohl Melli auf keinen Fall nach Bali wollte, sie unter diesen Umständen doch glücklich ist, hier zu sein.

Nach einem Sprung ins kühle Nass ist ihr Reisestress dann endgültig vergessen und wir können bei einem selbstgemixten Pina Colada anfangen, uns gegenseitig von unseren Erlebnissen zu erzählen, Fotos anzugucken oder es einfach zu geniessen, wieder mal ein temporäres Zuhause zu haben. In den nächsten Tagen wird’s uns in unserem luxuriösen Heim sicher nicht langweilig…

Engel und ich starten nach den ersten Tagen mit selbstgekochtem Fisch, Nussschnaps, Wein und leckeren Pina Coladas mit dem Roller ans Meer und checken die Wellen ab. Die ersten Versuche scheitern aufgrund der komischen Wellen, die sich recht schnell steil aufbäumen und dann wie eine Wand brechen. Ich schaffe es irgendwie ins Lineup, aber die erste grosse Welle die ich anpaddeln kann, wäscht mich erstmal ordentlich durch. Denn sie nimmt mich zwar mit, aber sobald ich mich auf die Füsse stelle, steht das Brett fast senkrecht in der Welle, taucht mit der Spitze ab und wirft mich mit aller Kraft nach vorne über. Die Macht des Wassers spült mich durch, mit dem lauten Getöse des schäumenden Wassers in den Ohren versuche ich die Richtung der Wasseroberfläche auszumachen. Kaum luftschnappend oben angekommen kommt ein zweiter Schwall Wasser von hinten und drückt mich erneut unter Wasser.. Aber man darf einfach keine Panik bekommen, denn der Spuk dauert nur ein paar Sekunden. An der Leine zieh ich mein Brett ran und wir beide geben für heute lieber auf, denn wir Beginner sind hier einfach am falschen Spot. Vom Strand aus sehen wir ein paar Meter weiter eine Gruppe Surfer etwas weiter draußen auf ihren Brettern sitzen. Wir wollen unser Glück nochmal versuchen und paddeln gegen die Wellen raus zu ihnen. Hier draussen sieht das Brechverhalten der Wellen schon viel besser aus. Die anderen erwischen ein paar Wellen und können eine längere Zeit auf ihren Brettern stehen. Sieht so aus, als ob die Wellen hier nicht so fies steil werden. Wir paddeln ein paar Wellen an und – tadaaaa – es haut alles hin und wir bezwingen einige der grossen Brecher…

Surfen ist nach Biken mein zweitliebster Adrenalinsport. Vielleicht gerade weil ich noch ziemlicher Anfänger bin, fasziniert mich das Spiel mit den Wellen. Es ist ein Kampf gegen die Naturgewalten, bei denen man entweder gewinnt oder verliert. Aber schon das Beobachten der Wellen löst einen Nervenkitzel aus, der kaum zu beschreiben ist. Wenn man draußen im Lineup bei den anderen Surfern ist, geht der Blick in Richtung Meer und das Abschätzen der anrollenden Wellen geht los. Bin ich zu weit draußen oder wird diese sogar noch vor mir brechen, so dass ich schnellst möglich noch weiter rauspaddeln muss?

Die Wellen kommen meist in Sets aus 3-5 Stück, also geht’s erstmal an die Wahl der besten Welle. Sobald eine so aussieht, als ob man sich an der richtigen Position befindet, gibt das vegetative Nervensystem das Signal an die Nebenniere: „Flucht oder Kampf“ und lässt eine Dosis Adrenalin durch die Venen schießen. Jetzt beginnt man zu paddeln, was das Zeug hält. Denn nur wenn wenn Speed, Körperspannung und Augenmaß für den richtigen Moment zusammentreffen, nimmt einen die Kraft der Welle mit in Richtung Strand. Schafft man es nicht, schwuppt die Welle unter einem durch und die Anstrengung war umsonst.

Hat man es aber geschafft, stellt sich das Brett steiler und man merkt sofort, dass es nun losgeht. Ein Kitzeln geht durch den Bauch und man hat eigentlich nur eine Chance für den Takeoff, bei dem man mit einem Ruck auf die Füße zu kommen versucht. Denn steht man zu weit auf einer Seite, kippt das Brett und der Brecher macht das mit einem, was man ja eigentlich vermeiden will. Kippt die Nase vorne ins Wasser macht man einen Überschlag nach vorn, steht man zu weit hinten schießt das Brett vorne weg und man landen mit dem Hintern voran im Wasser.

Aber klappt der Takeoff und steht man richtig, schießt man mit dem Brett die Wellenfront herab und kann in die Kurve einbiegen und möglichst entlang der grünen Welle zu surfen. Meist klappt bei mir die Kurve noch nicht so ganz, aber auch nur die Welle gerade abzusurfen ist für einen Anfänger wie mich supergeil. Es ist es eins der erhabensten Gefühle, die mir beim Sport bisher zuteil geworden ist. Die Macht des schäumenden Wassers hinter einem, das Getöse der brechenden Welle, der Fahrtwind im Gesicht und der Flow der Konzentration bringen das Adrenalin zum kochen. Man hat die Naturgewalt bezwungen und der Stolz, dieses komplizierte Spiel gegen die Natur gewonnen zu haben erfüllt einen bis in die Zehenspitzen. Nun hat sich alles gelohnt – das Rauskämpfen gegen die Wellen, die Warterei auf die „perfekte Welle“, das zwecklose Anpaddeln der vorherigen Wellen, das einzige was man trotz der Erschöpfung in den Armen nun will ist:  noch so eine Welle… (oder abends ein kühles Bintang)

Eine Woche verfliegt schnell zwischen gutem Essen, Wein, den vielen Reiseerzählungen, Surfen und Plantschen im Pool. Obwohl Fleisch kaum noch auf unserem Speiseplan steht, können wir an den supergünstigen, australischen Tenderloin Steaks für umgerechnet 2€ nicht vorbei gehen und es gibt wieder mal ein leckeres, blutiges Steak. Ansonsten leben wir gesund mit viel Fisch, Gemüse und ganz viel Obst. Zum Frühstück verköstigen wir uns neben Banana-Porridge mit den wahnsinnig leckeren und riesigen Mangos, frischen Papayas, den exotischen Mangostin, Ananas und was der Obstmarkt sonst noch so hergibt.

Erneut müssen wir einen wir einen Gecko töten. Leider hat der kleine Kerl keine Chance, als er auf dem super klebrigen Mückenfänger landet. Jasmin und Engel versuchen zwar noch, ihn zu retten, aber leider ist der Kleber viel stärker als sein kleiner Körper.. Wir leiden (wirklich!) alle ganz schrecklich mit Gecko Nr. 2 mit, als wir ihn schließlich von seien Qualen erlösen..

Unser Pool macht uns viel Spass, wenn er sich auch innerhalb von wenigen Tagen von einem typischen Blau in ein undurchsichtiges Grün verwandelt. Unser „Tümpel“ ist halt ab jetzt eher ein Froschweiher.. Auch die Pool Jungs sind ratlos, wie sie ihn wieder in ein durchsichtiges Blau verwandeln sollen…

An die Balinesische Bauweise mit offener Küche, Aussenwohn-„zimmer“ direkt am Pool und den tropischen 24h-T-Shirt Temperaturen und dieses leicht dekadente Jet-Set Leben kann man sich irgendwie schnell gewöhnen. So kommt es, dass wir vier es kaum geschafft haben, was eigentlich auf dem Plan stand. Unsere anstehende Java Reise zu organisieren. Da unsere Villa bereits weitervermietet ist, ziehen wir nochmal für drei Tage in ein anderes, ebenfalls wunderschönes Domizil um. So bleibt auch nochmal Zeit für ein paar Surfsessions und auch die Planung der Weiterreise Richtung der blauen Feuern des Vulkans Mount Ijen..

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