Neuseeland,  Nordinsel

km39618 Rotorua und Alpine Crossing in Mordor

Nachdem wir unsere AirBNB Bude noch auf Vordermann gebracht haben und erfolgreich (!) unser ganzes Zeug im Kiwi untergebracht haben, geht’s nun endlich los. Beckie nimmt uns die sauber geputzte Wohnung problemlos ab und schenkt uns noch ein kleines Abschiedsgeschenk. Weihnachten steht ja vor der Tür und wir sind mega froh um Melli und Engel’s Tip, schon jetzt die Autofähre zu buchen. Denn wegen Weihnachten gibt es fast keine Plätze mehr und wir müssen bereits ein Ticket der mittleren Kategorie bei Interislander kaufen (was schlappe $300 ausmacht und damit gute $70 teurer ist als die günstigste Variante). Da die Fähre bereits in einer knappen Woche ablegt, haben wir nicht mehr allzuviel Zeit auf der Nordinsel. Also müssen wir genau auswählen, wo wir die paar wenigen Tage verbringen. Jedenfalls haben wir auf TradeMe.co.nz mittlerweile Karten für das an Silvester statt findende Rhythm & Alps Festival ergattern können, auf dem wir dann endlich Melli und Engel wiedersehen..


Unseren ersten Stop machen wir in Rotorua, wo ich bereits mit ME’s einen Tag beim biken war. Jasmin will unbedingt im dortigen Redwood Wald zwischen den Baumriesen spazieren gehen, während ich es kaum erwarten kann, mich auf mein Bike zu schwingen, um die Trails erneut runterzushredden..

Die Tour beim letzten Mal war so gut, dass ich erneut ganz rauf will auf den Berg im schönen Whakarewarewa Forest, um eine ähnliche Trailfolge wie beim letzten Mal zu fahren. Nur wartet in der Mitte des Parks diesmal leider kein Shuttle auf mich, denn die fahren anscheinend nur am Wochenende. Also geht’s den ganzen Weg mit Muskelkraft hinauf. Die fast zweistündige Abfahrt lässt nochmal meinen Adrenalin- und Spasspegel hochschnellen, denn die Trails sind einfach der feuchte Traum eines jeden ambitionierten Bikers.
Jasmin macht derweil eine Wanderung durch den Wald, aber erst abends bemerken wir, dass wir nicht ganz am richtigen Startpunkt für den eigentlichen Redwood Wald sind. Hier gibt’s zwar auch ein paar der riesigen Bäume, aber eben nicht einen ganzen Redwood-Wald! Also rein ins Auto und ca. 5km später sind wir dann am richtigen Parkplatz. Tja, manchmal muss man sich halt ganz genau informieren und wie immer sind wir erst hinterher schlauer… In der Abenddämmerung schlendern wir in der beeindruckenden Kulisse auf weichem Waldboden zwischen diesen monströsen Stämmen durch den Wald. Die starken Bäume strahlen eine meditative Ruhe aus und die klare, kühle Waldluft durchfließt unsere Lungen. Es ist eine tolle Atmosphäre, wieder mal fühlt man sich in eine der außerirdischen Startrek Kulissen versetzt.

Spät abends fahren wir dann noch knapp 200km bis an den Lake Taupo. Dort geht’s am nächsten morgen zum „Alpine Crossing“ beim Mount Tongariro. Es geht den Weg hinauf durch das Gebiet, das der Drehort in Herr der Ringe für das dunkle Mordor war. Dementsprechend episch ist das schwarze Lavagestein und der permanente Blick auf den schwarz-roten Vulkan, in dem Frodo den Ring versenkt hat.

Der Weg zur Spitze des Bergs ist kalt und windig, aber mit den richtigen Klamotten können wir dem kühlen Wetter strotzen. Auf dem Gipfel ist die Aussicht unbezahlbar und geht von den drei verschieden blau und türkisen Seen, rüber zum grossen Blue Lake und über die endlosen Weiten der Vulkanlandschaft.

Obwohl wir eigentlich hier kehrt machen wollten, will meine liebe Frau dann noch unbeunbeunbedingt rüber zum Blue Lake laufen, obwohl es erst den steilen Schotterweg hinunter, durch die Ebene und hinten wieder rauf geht und wir das ja dann auch wieder zurück müssen. Und obendrein hat der Wetterbericht für abends Regen angesagt und die Wolken ziehen bereits auf. Aber gut, dann möchte ich später wenigstens kein Gejammer hören!

Kaum sind wir den Schotterweg runter, sind wir umgeben von dichtem Nebel. Die Sichtweite beträgt vielleicht 10-20m und wir tasten uns den Weg entlang bis rüber zum Blue Lake. Die Regenjacken schützen uns neben dem dichten Nebel nun auch noch vor dem einsetzenden Regnen. Da die Hoffnung aber bekanntlich zu allerletzt stirbt, gehen wir noch rauf zum See – es könnte ja dort wieder strahlend schön sein (na klar!) – was es natürlich nicht ist.

Also kurz in die weisse Wand gestarrt und kehrt gemacht, es geht wieder zurück. Abstieg  durch die Ebene und wir keuchen beide, als wir uns den steilen Schotterweg erneut zum Gipfel raufkämpfen müssen. Die Sicht ist immer noch gleich Null, aber wir haben wenigstens den kräftigen Wind im Rücken und die Szenerie ist wieder mal wie auf einem anderen Planeten. Da wir nicht frieren müssen, genießen wir das aussergewöhnliche Wetter und die ganz besondere Stimmung im Nebel. Lustigerweise sind mit dem Nebel neben der (Aus-)Sicht auch fast alle anderen Touristen schlagartig verschwunden.

Lediglich einer orientierungslosen deutschen Gruppe Wanderer können wir bei Ihrer fast aussichtslosen Wegfindung ein bisschen behilflich sein. Sie erzählen uns noch von einem Unfall, der weiter unten passiert sein soll. Bei unserem Abstieg hören wir durch den Nebel den Rettungshubschrauber. Der Pilot zeigt uns gleich hautnah, was hier für Profis am Werk sind. Direkt vor uns fliegt er seinen Heli so nah an den Berg, dass die beiden über die Kufen einsteigen können – und das trotz Wind und dem dichten Nebel.

Die Neuseeländer haben‘s einfach drauf.. Auf dem Weg zum Parkplatz überfliegt er uns dann noch ein paar Mal und wir sind mega neugierig, was da wohl passiert sei. Da wir nur von einem Unfall ausgegangen sind, konnten wir jedenfalls noch gut gelaunt ins heiße Vulkan Spa fahren und unsere Muskeln im warmen Wasser entspannen. Nach einem dicken Teller Spaghetti schlafen wir beim Klopfen der Regentropfen auf dem Dach, ganz alleine auf dem kleinen Parkplatz direkt am Fluss.. Erst am nächsten Tag erfahren wir auf ner New Zealand Police Page, dass wohl ein 51-jähriger Deutscher auf dem Berg wohl einfach zusammengebrochen und verstorben ist… Puh.. das zeigt einem mal wieder, wie schnell das Leben vorbei sein kann…

So tragisch das ist, wir sind jedenfalls froh, dass uns der Ausflug im Nebel möglicherweise davor bewahrt hat, das live mit ansehen zu müssen. Für uns geht’s am nächsten Tag einmal quer über die Insel auf dem „Forgotten World Highway“ zum Taranaki Vulkan an der Westküste..

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