Russland

km 2636: Moskau

Teil I
Samstag abend sind wir nun schweren Herzens aus St. Petersburg abgereist. Je länger wir in der Stadt waren, desto wohler haben wir uns dort gefühlt. Es bleibt auf jeden Fall das Gefühl, dass die Stadt noch viel mehr zu bieten hat und sich eine weitere Reise auf jeden Fall lohnen wird.

Unser erster Abschnitt unserer insgesamt 8638 km langen Transsib Strecke wartet auf uns. Aufgeregt wie zwei scheue Hühner sind wir am Samstag abend um 10 zum einem der fünf St. Petersburger Bahnhöfe, zur Moskovskiy vokzal (oder auch Московский вокзал) aufgebrochen. Noch schnell zwei kühle Biere am Bahnhof geshoppt um dann den gesamten Zug entlang bis zum allerletzten Wagon im Eiltempo zu schreiten. Vor jeder Tür steht eine adrette russische Zugbegleiterin in ihrem blassblauen, kurzen, sexy Zugbegleiterkostümchen um an der Tür zu checken, ob man auch ja in ihr Reich, in ihr Abteil gehört. Denn die jungen Damen sind ab dann voll dafür verantwortlich, dass niemand fehlt und jeder an seiner Destination aussteigt. Englisch ist wieder mal Fehlanzeige, aber nachdem sie uns auf dem Zugticket die richtige Zahl zwischen all dem Kyrillisch gezeigt hat, finden wir unser Abteil auch ganz gut alleine. Wir freuen uns, unser zweite Klasse Schlafwagenabteil mit einem netten, ruhigen, russischen Pärchen namens Aleki und Maria zu teilen, anstatt mit dem nach Schweiss stinkenden Hühnen vom nächsten Wagon, an dem dem wir uns bei nem kurzen Rundgang durch den Zug vorbeiquetschen. Aleki ist gleich mal so freundlich, und erklärt uns die wichtigsten Sachen, wie man das Bett umlegt, die Leiter aus- und einfährt, Licht an aus und wie man die Tür auf- und abschliesst. Nach unserem Transsib-für-Anfänger-Kurs freuen wir uns wie zwei Schneehasen, endlich im Zug der Züge angekommen zu sein.

Die 8h Fahrt geht schnell vorbei und trotz der bockharten Matratzen haben wir so einigermassen schlafen können. Aber insgesamt isses mega geil im Zug zu pennen. Die Geräusche, das Schaukeln und der ewige Takt der Gleise lassen einen schnell wieder wegschlummern, wenns einen doch mal durch ein lautes Geräusch oder ein Rumpeln aus dem Schlaf gerissen hat. Die Unterkunft in Moskau is eher ne Katastrophe, aber Moskau is auch eher teuer und das Mini-Hostel in dem wir abgestiegen sind is eher so naja.. Aber was solls, die zwei Tage wirds das schon tun.

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Leider hat’s heute all das runtergeschüttet, was uns in St. Petersburg erspart geblieben ist, und so haben wir die meiste Zeit in nem Cafe und nem Restaurant verbracht. Gegen abend hats dann wenigstens aufgehört zu schütten, aber es ist relativ kalt und ungemütlich mit Nieselregen. Aber das passt irgendwie zu Moskau, die Stadt ist uns so auf den ersten Blick lange nicht so sympathisch wie St. Petersburg. Irgendwie ist alles eher einfach abgefuckt. Und zwar kein cooles, hippes Abgefucktsein wie Berlin oder so. Sondern einfach so nur so abgefuckt. Die ach-so-berühmte UBahn konnte uns nach der in St. Petersburg auch bisher nicht übermässig aus den Socken hauen.
Und wenn China das Land des Lächelns ist, dann ist Russland das Land des wir-lächeln-nur-in-absoluten-ausnahmen. Und knutschen oder kuscheln in der Öffentlichkeit ist auch offensichtich nicht gern gesehen, zumindest haben wir schon das ein oder andere Tuscheln und Kopfschütteln geerntet. Wir feilen mittlerweile aus Anpassung an die Einheimischen immerhin an unserer superernsten Russen-Mine (klappt meistens nur ein paar Sekunden, bevor wir dann losprusten müssen). Diese Mine hat aber auch nicht geholfen, als wir heute mal kurz in nen Club namens Пропаганда (Propaganda) gucken wollten, aber vermutlich aufgrund der Regenjacke, den Turnschuhen oder mangels Aufbrezelung oder weil wir halt einfach zu Tourimässig rüberkamen hat der Türsteher uns den Eintritt verwehrt. Aber der Sound war eh doof und überhaupt, scheiss Moskau!
Nein nein, alles gut, Moskau ist sicher noch ganz cool, dafür haben wir bisher ja viel zu wenig gesehen. Kulinarisch war’s bisher wie immer super, heute waren wir noch in nem leckeren volkstümlichen, ukrainischen Restaurant. Aber wenn wir morgen noch den roten Platz und den Kreml hinter uns gebracht haben, freuen wir uns wieder raus aus den Städten zu kommen. Raus aufs Land und ab in die ewigen Birkenwälder entlang der Transsib. Raus zu unserem Mehrtagestrekking durch den Stolby Nationalpark, mit Zelt und Kocher, nur die Natur und wir und weg von dem Lärm und den vielen Menschen dieser Städte…

Teil II
Unser zweiter Tag in Moskau war dann doch viel besser als der erste. Morgens gabs erst mal eine gute Nachricht. Die Tuse vom Hostel hat unsere Registrierung doch noch erledigen können. Man muss sich als Touri in Russland mindestens einmal ‚registrieren‘ lassen, so quasi ‚Meldung machen‘ dass man im Land ist. Aber das geht wohl nur von Einheimischen, wenn diese auch dazu berechtigt sind. Nachdem das junge Mädel vom Hotel in St. Petersburg unsere Anträge falsch ausgefüllt hat und wir es dann dennoch selbst versucht haben, uns bei der lokalen Post registrieren zu lassen – sich die Postdame aber eisern gewehrt hat, musste dies nun aber allerspätestens in Moskau klappen. Ansonsten droht bei einer Kontrolle oder bei der Ausreise nicht nur ne Busse, sondern das könnte angeblich sogar zum Rausschmiss aus dem Land und ner 5-Jahres Einreisesperre führen. Aber das ist uns erst so nach und nach klar geworden. Aber nungut, sie hat sich jedenfalls rührend darum gekümmert und wollte noch nicht mal ein Trinkgeld abends dafür haben. Generell hat sich unsere Meinung über die (nicht-)-Freundlichkeit der Russen doch noch etwas geändert. Der erste Eindruck ist zwar, dass sie recht ernst und abweisend sind, aber auf den zweiten Blick sind sie doch sehr hilfsbereit und nett. Man muss nur über die ernste Fassade wegblicken können.

Nachdem also unser bürokratisches Problem gelöst war, konnten wir entspannt in den Tag starten. Roter Platz, Basilius Kathedrale und der Kreml standen heut auf unserem Touri-Programm. Zusammen mit ein paar tausend anderen haben wir uns ein paar der Highlights von Moskau angeguckt. Ich persönlich hätte mir den roten Platz grösser vorgestellt. Jasmin hätte ihn sich roter vorgestellt. Aber roter Platz kommt eher aus nem Übersetzungsfehler, weil „rot“ und „schön“ im russischen das gleiche Wort ist. Aber das ganze drum rum, der Kathedralenplatz oberhalb und die Basilius Kathedrale sind nun wirklich noch schön und wie so oft in Russland, einfach pompös und beeindruckend. Wir haben wieder viel mit unserer Kamera rumgespielt und wohl ein neues Hobby entdeckt. Moskau ist also doch schöner, als es sich an unserem ersten Tag dargestellt hat, aber im Vergleich zu St. Petersburg kann es für uns einfach nicht mithalten – zumindest war das unser erster Eindruck aus so einer so kurzen Zeit. Unsere dritte Stadt wird nun Nizhny Novgorod, die wir nach 2 Tagen Moskau ansteuern.

4 Kommentare

  • Nici und Hase

    Sehr schöne Berichte, man fühlt sich als wäre man dabei! <3 Der Fletschi wohnt in Moskau, ist nur leider grad in D, verdammt! Hätt Euch sicher einiges zeigen können – und hätte sicher gelächelt und gelacht 😉 Trinkt 'nen Wodka für mich! Ich drück Euch! Gute Zeit und Weiterfahrt und Natur und bitte weiterhin so ausführlich Berichte <3 <3

  • caro.lischka@gmail.com

    Danke für die tollen Berichte, macht viel Spaß diese zu lesen. Weiter so und noch ganz viele spannende Momente!!! Knutscha

  • tanti

    Juhu ;o) 2.Teil über Moskau ^_^. interessante Aufnahmen habt ihr gemacht; finde ich toll dass ihr jetzt ein „neues“ Hobby habt; da haben wir doch auch was davon.. :o))
    Gut dass es noch geklappt hat mit der „Registrierung“ in Russland; da könnt ihr jetzt unbesorgt durch die Gegend reisen 😉 Viel Spass mit der Transsib auf den jeweiligen Fahrten und weiterhin viel Glück und Freude an eurer langen Reise durch die Welt..8-|
    drücke euch <3 2 <3 ganz fest in Gedanken 🙂 mit liebä Grüessli :-*

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