Mongolei

km 11490 Mongolei Rundtrip Part1: White Stupa & Eagle Valley

Nach den Tagen in Ulan Bator freuen wir uns, am Sonntag endlich unseren 3800km langen Trip durch die Mongolei zu starten. Morgens um 9 sind wir erst noch sehr gespannt was für ein Auto wir haben werden, denn der Touranbietertyp hat etwas von Toyota erwähnt, und dass die Land Rovers alle bereits auf Tour seien. Wir befürchten also das Schlimmste, nämlich dass der Fahrer mit samt Guide mit einem Kleinwagen antraben, in dem kaum unser Gepäck Platz hat. Aber wieder mal waren unsere Bedenken umsonst, denn vor unserer Tür steht pünktlich nicht nur eine sympatische, junge und sogar hübsche Mongolin namens ‚Micheel‘, sondern ein nach Erfahrung aussehender Fahrer ‚Denska‘ und ein allradangetriebener Kleinbus, der danach aussieht, uns heil und mit Spass durch die mongolische Steppe zu bringen.


Da wir keine weiteren Mitfahrer auf unserer Tour haben, ist trotz unserer vielen Einkaufstüten mit Essen und dem Gepäck jede Menge Platz. Nach Verlassen der Stadtgrenze wird die Strasse erstmal katastrophal schlecht. Ein Schlagloch jagt das nächste und wir kommen teilweise nur in Schritttempo voran. Wir sind zwar gedanklich auf das Schlimmste vorbereitet, aber bei den ersten Kilometern kommen bereits Zweifel auf, wie das sich wohl auf dieser gesamten Strecke anfühlen wird. Unsere Tour durch die Mongolei sieht in etwa so aus:

Es geht schnurstracks Richtung Süden, in Richtung der riesigen Gobi Wüste, unserer ersten Station. Die Teertrasse bessert sich überraschenderweise doch noch und wir kommen ganz gut voran. Irgendwann mitten auf dem Weg biegt der Fahrer in einen der vielen Feldwege ab. Spätestens hier wird klar, warum man einem in der Mongolei abgeraten wird, die Fahrerei selbst in die Hand zu nehmen – denn es steht weder ein Schild am Strassenrand noch sieht es aus, als ob es hier zu unserem Ziel, den White Stupa Canyon gehen soll.

Weiterhin soll ein Mietwagen angeblich doppelt so teuer sein, als eine Tour mit Fahrer, Auto und Guide – warum auch immer. Vielleicht müssen die Mietwagenfirmen zu oft ihre Jeeps aus irgendwelchen Schlammlöchern ziehen oder nach Pannen tagelang ihre Fahrzeuge samt Besatzung suchen. Die Wege und Berge heißen in der Mongolei meist auch nach dem Aussehen, wie z.B. „grosser Berg“ oder „langes Tal“ und genau wie die Ortsnamen gibt es sie vielfach mit dem identischen Namen auf den spärlichen Karten. Nunja, wir finden es jedenfalls anfänglich noch sehr lustig und abenteuerlich, über die Wege zu brettern, immer wieder auf Null runterzubremsen um im Schritttempo Hindernisse zu überwinden oder einfach neben dem eigentlichen Weg eine neue Spur in die Steppe zu ziehen. Wir sehen unsere erste Kamelherde auf dem Weg und kommen den stinkenden Wüstentieren zum ersten Mal nah.

Die Natur wird von Kilometer zu Kilometer kärger, das Gras wandelt seine Farbe von hellem, flächigem Grün in büscheliges Beige und Braun. Eine weitere Stunde später kommen wir am White Stupa Canyon an, einer kleinen Hochebene mit einer Felsformation ähnlich wie der Grand Canyon in Miniaturform. Die Felsen welchseln die Farbe von Rot über Ocker hin zu Beige und Gelb. Die Aussicht über die Gobi Wüste ist beeindruckend, denn der Blick reicht über viele Kilometer bis zum Horizont.

An diesem Ort bekommt man eine ersten Eindruck der Grösse dieses Landes. Nach dem Erkunden der Gegend fahren wir zu unserem ersten Jurtencamp mitten in der Wüste. Es gibt in der Mongolei eigentlich nur zwei Typen von Übernachtungsmöglichkeiten neben dem eigenen Zelt: entweder Touristencamps oder so genannte Guest Houses. Beides sind Jurten, nur beim Touristencamp gibt’s meist noch ne Art Restaurant mit Essen und nem Kühlschrank, halbwegs normale Toiletten mit fliessend Wasser aus dem Tank und meist auch mehr oder weniger funktionierende Duschen. Die Guesthouses sind ca. halb so teuer und haben das alles nicht, und die Matratze ist meist eine vielleicht 2cm dünne Matte auf einem selbst gebautem Bett. Für unsere Tour haben lediglich zwei Nächte im Touristcamp, den ein paar Nächte in Guesthouses und den Rest im Zelt geplant.
Das Camp besteht aus ca. gemütlichen 12 Jurten, wir fühlen uns in der Jurte pudelwohl und machen noch einen kleinen Spaziergang in die Wüste. Die Sonne ist bereits untergegangen und hinter der Wolke zeigt sich der grosse, gelbe und unglaublich helle Mond. Die Szenerie ist irgendwie surreal, denn so einen Mondschein haben wir noch nie gesehen. Er ist unglaublich hell und eher gelblich, sieht fast aus wie eine kleine Nachtsonne. Dabei ist es so still in der Wüste wie an sonst kaum einem anderen Ort den ich bisher gesehen habe. Kein Vogel oder Insekt macht ein Geräusch und es weht kein Lüftchen, so dass es einfach absolut still ist. Nur in der Ferne erhellen Blitze eines Gewitters die weit entfernten Wolken..

Am nächsten morgen bin ich früher wach als der Rest und nutze die Zeit für ne Joggingrunde in der Wüste. Die Luft ist noch recht kühl und damit perfekt, um mich aktiv an den leichten Speckansatz zu machen, den ich mir in Russland angefressen hab. Als Ziel wähle ich ein paar Hügel am Horizont, der Weg sieht machbar aus. Als ich dann aber eine gute halbe Stunde im vollen Lauf kaum näher bin als vom Camp aus, wird mir klarer, dass in der Wüste Entfernungsmessung wohl anders läuft. Ich verweile auf einer Anhöhe, um mich herum nichts als Grasbüschel und Sand soweit das Auge reicht. Mit dem richtigen Sound auf den Ohren und dieser unglaublichen Weite überkommt mich ein überwältigendes Gefühl der Freiheit. Vielleicht realisiere ich auch jetzt erst so richtig, dass ich hier draußen stehe, weder Job noch Wohnung auf mich warten und ich nun den wahrscheinlich selbstbestimmtesten Teil meines Lebens lebe.

Mit einem Lächeln auf den Lippen laufe ich zurück ins Camp, um nach einer mongolischen Hammelnudelsuppe als Frühstück weiter den Weg ins Eagle Valley anzutreten.
In Deutsch heißt das Eagle Valley Geierschlucht, was sich auch gleich bei Ankunft bewahrheitet. Ein grosser, ausgewachsener Geier zischt durch die Luft und landet im nahe gelegenen Hügel. In unserem Trekking Buch der Mongolei steht eine Route beschrieben, die nach der ca. 3km entfernten Eisschlucht im Eagle Valley beginnt. In der Eisschlucht findet man hier auch im Sommer noch dicke Eisschollen in dem tiefen, engen Canyon. Unsere Guidin hat wieder mal die falschen Schuhe an und beschließt zu unserem Glück, umzudrehen – denn sie hat einfach weder genügend Kondition noch Körperbeherrschung, um bei der kommenden Wanderung mitzuhalten. Gerade als wir die Eispassage passieren, fängt es wie aus Kübeln an zu schütten. Wir nutzen die vorstehende Eisscholle als Regenschutz.

Der Regen hält nicht lange an und wir machen uns auf den Weg hoch zu einem Bergkamm, der über eine Runde wieder zurück in die Schlucht führt. Immer wieder huschen die kleinen Cow-Mäuse nur ein paar Meter vor uns in ihre Verstecke. Die rattengrossen Nager sehen aus wie eine Mischung aus Maus und Eichhörnchen. So viele wie es hiervon gibt ist klar, wem das Tal eigentlich gehört.. Und auch, von was sich die vielen Geier ernähren. Im Tal fliesst ein kleiner klarer Rinnsal, den wir einige Male überqueren müssen..

 

Nach einem schönen, aber anstregenden Aufstieg über saftige Wiesen, vorbei an wildem Rhabarber und einigen Knochen von verendeten Pferden, erreichen wir den Kamm.

Der Blick ist abermals überwältigend, er geht vorbei an den grünen Wiesen bis hinter die Berge, wo sich in der Weite die mongolische Steppe ausbreitet. Das Land hinter den Bergen sieht fast wie ein Ozean aus, so flach liegt es vor uns – von der linken bis zur rechten Seite des Horizonts.

Der Abstieg geht über wieder mal fast surreal aussehende Wiesen, die Farben und Formen erinnern uns wieder mal an Herr der Ringe..

Abends steigen wir dann das erste mal in einem der „Guesthouses“ ab, was im Endeffekt die einzige weitere Jurte einer mongolischen Familie ist. Wir kochen wieder mal selbst, denn üblicherweise gibt es nur wieder die Nudelsuppe mit Hammelfleisch – und die können wir bereits jetzt schon so langsam nicht mehr sehen. Zumal das Fleisch derartig fettig ist, dass man noch einige Zeit danach eine klebrige Schicht mit dem sehr eigenartigen Geschmack im Mund trägt.

Der Sonnenuntergang ist hinter den nahegelegenen Hügeln ist noch ein gratis Abendspektakel. Entlang des Hügels finden sich fast alle Farben des Horizonts wieder.

Die vier Jungs der Nachbarn treiben in der Abenddämmerung noch die Pferde mit Hilfe ihres wohl einzigen Motorrads zusammen..

Unser Start in die Natur der Mongolei war also schon mal ein voller Erfolg.. wir freuen uns drauf, in den nächsten 3 Wochen noch viel mehr davon zu sehen..

Ein Kommentar

  • Annabell Ghirlanda

    Wunderschön diese Landschaft. Diese Weite des Himmels und der Horizont unendlich in der Ferne. Ich freue mich riesig für Euch das Ihr das alles sehen, fühlen und erleben könnt. Die Fotos sind super und die Texte geben immer wieder mal ein Grund zum schmunzeln. Ich wünsche Euch weiterhin Spass, Feeling und tolle Erlebnisse auf Eurer laaaaaaaaaaaaaaangen Reise……. Knuddlä Eu ganz Dolll

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