Kanada

Van-couver & Van-renovierung

30Schon vier Monate sind wir nun in Vancouver und die Zeit vergeht wie im Flug. Wir geniessen die Zeit sehr, denn unsere AirBNB Wohnung ist nicht nur gemütlich eingerichtet, sondern nur eine Parallelstrasse von der Commercial Street in Little Italy bestens gelegen. Mit den vielen kleinen Läden, Bars und Restaurants ist die Gegend vor allem an den Wochenenden ein Anziehungspunkt für Jung und Alt.

Sadira – unsere kanadische Vermieterin mit indischen Wurzeln – gibt uns viele Tips und von ihrem Lebenspartner , Künstler und Uniprofessor Simon darf ich die Werkzeuge seiner gut ausgestatteten Werkstatt nutzen. Und nochmal Glück – das Haus nebenan steht leer (der Typ, der dort wohnte, ist vor 5 Jahren gestorben, wurde einen Monat lang nicht gefunden und die Familie lässt jetzt das Haus verrotten). Mit der grossen, überdachten Terasse können wir geilerweise bei jedem Wetter am Van basteln. Besser hätten wir unsere Unterkunft nicht wählen können.



Während Jasmin fleissig fünf Tage die Woche zur Englischschule pendelt, werde ich langsam zum Heimwerker-King. Nach einer (leider teuren) Generalüberholung in der Werkstatt fühlt sich unsere 25 Jahre alte “Lorry” (auf dessen Motorblock sich unter anderem eine Ratte eingenistet hatte) nun wie frisch aus dem Kosmetiksalon.

Mit neuen Stossdämpfern, Auspuff, Kabeln, Dichtungen und Gummipuffern schnurrt sie mit ihrem 5.2 Liter V8-Motor wieder wie ein Kätzchen.

In den nächsten Wochen vergeht neben täglichem Englischlernen viel Zeit zwischen Werkstatt und Baumarkt. Denn es gibt einige Ecken im Van, die dringend eine Renovierung benötigen.

Im Heck scheint das Dach nicht ganz dicht zu sein, also wird rundherum der Aufbau mit frischem Silikon versiegelt. Aus viel Holz, ein paar hundert Schrauben, frischer Farbe werden neue Schränke, Einlegeböden, ein WC-Thron samt Schublade, ein kleines Bücher- und ein Teeregal erschaffen. Und da wir ja irgendwie doch viel Zeug mit uns rumschleppen, baue ich aus Stahlblech und Winkeleisen noch eine grosse Aussenbox (yeah!).




Neue Schaumstoffe und ein paar bequeme Sitze vom Pick-a-Part Schrottplatz hat sie ebenfalls von uns spendiert bekommen, so dass unsere Lorry mit dem Camping-Gasgrill, zwei superbequemen Stühlen und dem Sonnensegel nun so langsam ein richtig gemütliches, neues Zuhause für uns wird.



Die Kanadier sind jedenfalls mal ein sehr entspanntes Volk, irgendwie viel freakiger unterwegs als in unseren Landen. An jeder Ecke sieht man Leute mit bunten Haaren und schrägen Klamotten und weil’s so normal ist, fällt damit auch keiner gross auf. Das wird uns besonders an der “420”-Feier nochmal deutlich, dem in Vancouver seit 1995 zelebrierten Protesttag für die Legalisierung von Cannabis.


Eine Riesenparty am Strand mit über 50.000 Teilnehmern, duzenden Ständen und Bühnen mit Livemusik. Und – wieder anders als bei uns – keinerlei Alkoholausschank. Denn der ist am Strand nicht nur verboten, sondern mann kann Alkohol ohnehin nur in den lizensierten Liquor-Stores kaufen. Aber Alkohol interessiert hier am Strand ohnehin keinen..

Auch im Strassenverkehr wird die relaxte Einstellung der Kanadier deutlich. Schon in Russland, Indien und Indonesien hat sich gezeigt, dass das Fahrverhalten viel auf die Mentalität des Volks schliessen lässt. Ich hab jedenfalls selten so entspannte Autofahrer erlebt. Als Fussgänger kann man jederzeit die Strassen überqueren und die Autos halten ohne Murren, Hupen oder Schimpfen bereitwillig an –  und als Fahrer wird man selbst mit dem grossen Van meistens bereitwillig reingewunken.

Lediglich die Obdachlosenquote lässt auf ein löchrigeres soziales Netz schliessen, als es bei uns Normalität ist. Umso mehr freut es den aufmerksamen Beobachter, dass man sich um die armen Leute kümmert und die Vorbeigehenden ihnen oftmals Geld oder Essen geben oder sich auch einfach mal mit ihnen unterhalten und fragen, ob sie etwas bestimmtes brauchen.

Das merkt man auch an Kleinigkeiten, wie beispielsweise den kleinen „Public Libraries“, kostenlose Nachbarschaftsbüchereien nach dem Prinzip „Take a book – give a book“. Schöne und kopierenswerte Idee..

Vancouver ist eine kleine Metropole, mit viel grünen Parks und der typischen, nordamerikanischen Skyline. Eine Stadt zum Wohlfühlen.



Der öffentliche Verkehr funktioniert bestens mit dem schnellen Skytrain und den vielen Bussen. Vor allem ist die Stadt trotz eher weniger Fahradwege recht Bikefreundlich. Alle öffentlichen Busse haben an der Front zwei Bikeständer montiert, und die Mitnahme des geliebten Drahtesels ist obendrein kostenlos! Wieder mal was, was ich gerne auch bei uns sehen würde.. So macht es umso mehr Spass, die Stadt mit dem Bike zu erkunden.

Mit geliehener Nähmaschine von Sadira haben wir auch alles an Equipment, um Vorhänge für den Van und für unser Burning Man Outfit zu nähen. Im Dressew gibt’s leider nur mehr Auswahl, als einem lieb sein kann.

Am vorletzten Tag in Vancouver sprechen wir dann doch noch den Spray-Art Künstler Patrick aka McOwls an, an dem Jasmin zwar schon oft auf dem Weg in die Schule vorbeigelaufen ist – sich aber nie getraut hat mit ihm zu reden. Er ist ein ganz symphatischer Typ und während des Gesprächs kommen wir auf die Idee, dass eine seiner Eulen doch super auf unseren Van passen würde. Obwohl wir schon übermorgen losfahren wollen, sagt er uns ganz spontan zu uns eine seiner grössten Eulen auf unsere Lorry zu zaubern.

Wie abgemacht, treffen wir uns am nächsten Tag vor seinem Haus ebenfalls an der Commercial Street. Interessanter Typ, während Jasmin bei ihrem Frisörtermin sitzt und eine neue Haarfarbe bekommt, hänge mit ihm am Nachmittag ab, kann sogar ein bisschen mithelfen und beobachte mit Spannung, wie unsere Eule Layer um Layer entsteht..



Sogar den defekten Kühlertemperatur-sensor kann der Mechaniker an der Ecke durch ein einfaches Anstecken des Anzeigekabels (argh!) noch reparieren. Manche Lösungen sind einfacher als gedacht und manche Veränderungen muss man mit Würde tragen. Denn Jasmin muss sich erst noch an ihre etwas zu krass leucht-orange geratenen Haare gewöhnen.

Aber immerhin sind wir beide mega über unsere supi Eule. Jetzt sind wir aber wirklich startklar und es kann endlich in Richtung Osten losgehen.


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